TeamUp in Deutschland

TeamUp unterstützt Kinder in und aus Kriegsgebieten dabei, selbstbestimmt ihren Empfindungen Raum zu geben und ihre Widerstandskraft zu stärken. Möglich macht das ein evaluiertes Programm aus Spiel, Bewegung und Routinen an einem sicheren Ort.
Vivianne Miedema is ambassador for War Child Netherlands and visits TeamUp programma at asylum centre in Assen

Foto: War Child

TeamUp ist unser Programm für geflüchtete Kinder und findet seit März 2022 in Deutschland statt. Die Förderung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat es uns ermöglicht, mit TeamUp in Hamburg zu starten. Dort gibt es deshalb mittlerweile sieben ausgebildete Moderator:innen, die an drei Standorten bis zu zwei mal wöchentlich die TeamUp-Sessions mit den Kindern umsetzen. Mit dem etablierten Konzept unserer Kolleg:innen aus den Niederlanden konnte es an den deutschen Rahmen angepasst werden. Dank des Engagements der Moderator:innen, der Unterstützung der DKJS und der Programm-Koordinierung in Deutschland erreichen wir schon kurz nach dem Start mehr als 240 Kinder und Jugendliche im Monat. Ein großer Erfolg, den wir auf weitere Städte ausweiten werden. Als nächstes in Berlin.

“Die Struktur von TeamUp ist anders als als die anderer Programme für Kinder in Unterkünften. Am Anfang war das ungewohnt für die Kinder. Jetzt sind sie voller gespannter Erwartung und Vorfreude."
Till Schuster, Programmkoordinator TeamUp

Was genau passiert bei TeamUp?

Die TeamUp-Sessions finden mindestens einmal in der Woche in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen statt. Unsere Zielgruppe sind geflüchtete Kinder und Jugendliche, die zwischen sechs und siebzehn Jahre alt sind. Gelegentlich sind aber auch jüngere Kinder dabei. Die Sessions dauern eine Stunde und setzen auf Routine. Sie sind jedes Mal aus den gleichen Bausteinen zusammengesetzt. Diese Bausteine können aber immer unterschiedlich aussehen.

Vor der eigentlichen Session überlegt sich das Moderator:innen-Duo, welche Spiele es mit den Kindern spielen möchte und wo es in der kommenden Stunde einen Schwerpunkt setzen will: Soll es um das Thema Gemeinschaft gehen oder um Selbstfürsorge? Um Durchsetzungsvermögen, Freundschaft oder den Umgang mit Stress?

“Es ist wichtig, sich zu Fragen, wo die Bedürfnisse der Kinder liegen. Was kam letzte Stunde vielleicht zu kurz? Was tut den Kindern gerade gut?"
Daria Kowol, Programmkoordinatorin TeamUp
War Child Germany_Team_Daria Kowol_Till Schuster_TeamUp230626

Daria Kowol und Till Schuster koordinieren TeamUp in Deutschland.

Gaina and other refugee children are joining TeamUp at School activities at an asylum centre in The Netherlands

Das Programm findet aktuell in Unterkünften in Berlin und Hamburg statt.

Beim Ankommen in der Unterkunft sind die Kinder vor allem eines: neugierig. Jede Session ist anders und jedes der Kinder hat Lieblings-Spiele. Die sind – so weit es möglich ist – non-verbal. Das bedeutet, dass die Kinder nicht dieselbe Sprache sprechen müssen und trotzdem miteinander spielen und interagieren können, weil Sprache für die Aktivitäten nicht zwingend notwendig ist.

Keine SprachbarriereBei TeamUp spielt die Sprache der Moderator:innen und der Kinder keine große Rolle.

TeamUp funktioniert ohne eine gemeinsame Sprache. Alle können mitmachen.

Wie läuft eine TeamUp-Session ab?

Los geht es mit im Kreis und mit einer kleinen Aufwärmübung. Zu TeamUp gehören Fangspiele, Variationen von Klassikern wie Fußball und Brennball oder Spiele mit Musik und Rhythmus. Das Cool Down beendet die Sessions mit eher ruhigen Aktionen. Zwischen den einzelnen Elementen gibt es weitere kleine Rituale und lustige Übungen.

“Mein Lieblingsspiel ist Popcorn! Wir reiben die Hände schnell aneinander und lassen ein 'Popcorn' dazwischen mit einem lauten Klatschen platzen. Eine super Übung, um die Aufmerksamkeit der Kinder nach einem Spiel wieder zu bekommen und gemeinsam weiterzumachen."
Till Schuster, Programmkoordinator TeamUp

Das Besondere an TeamUp: Die Spiele und die Sessions selbst werden regelmäßig evaluiert, also begutachtet und geprüft. So sind wir uns jederzeit sicher, den Kindern optimale Möglichkeit zur Entfaltung in einem sicheren Rahmen bieten zu können.

Young girls and facilitator playing during TeamUp session in the Netherlands

Bei "Popcorn" werden die Handflächen schnell aneinandergerieben, damit ein erfundenes Popcorn platzt.

Foto: War Child

Gaina and other refugee children are joining TeamUp at School activities at an asylum centre in The Netherlands

Jede TeamUp-Session wird von einem Moderatoren-Duo angeleitet und dauert eine Stunde.

Foto: War Child

Wo findet TeamUp in Deutschland statt?

TeamUp findet aktuell in drei unterschiedlichen Unterkünften in Hamburg statt. Der Schmiedekoppel in Niendorf, der Unterkunft in Wandsbek am Stadtrand und dem Sofitel in der Innenstadt. Überall gibt es unterschiedliche Anforderungen, die die Moderator:innen beachten müssen. Die Kinder in Wandsbek in der Unterkunft am Stadtrand zum Beispiel leben dort oft schon seit vielen Jahren mit ihren Familien. Viele von ihnen sprechen neben ihrer Muttersprache deutsch. Die meisten Kinder im Sofitel hingegen sind erst kürzlich aus ihrer Heimat, der Ukraine, geflüchtet, sprechen noch kein deutsch und verarbeiten die frischen Erlebnisse gerade erst.

“Besonders bei Kindern aus der Ukraine erleben wir bei den Emotionen viele Ups and Downs. Viele mussten Familienmitglieder zurücklassen und suchen Halt bei Gegenständen wie einem Stofftier oder dem Lieblings-Ball."
Daria Kowol, Programmkoordinatorin TeamUp

Warum ist TeamUp so wichtig?

TeamUp bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre belastenden Erfahrungen in einem sicheren Rahmen wahrzunehmen und loszulassen. Die angeleiteten Bewegungspiele helfen ihnen dabei, ihren Emotionen Raum zu geben und sie abzuschütteln. Mit TeamUp möchten wir die Kinder dabei unterstützen, einfach wieder Kind zu sein und dabei selbstbestimmt agieren zu können. Die Routinen helfen ihnen dabei, sich sicher zu fühlen und sich auf TeamUp zu verlassen. Ihr Wohlergehen und ihre freie Entscheidung stehen dabei immer im Vordergrund. Das bedeutet auch, dass die Kinder die Session jederzeit verlassen oder wieder mitmachen können. Sie dürfen bestimmen, was ihnen gerade gut tut.

“Viele der Kinder haben im Krieg oder auf der Flucht eine extreme Form von Machtlosigkeit erlebt. Wir wollen sie in ihre Autonomie und Selbstbestimmung unterstützen."
Daria Kowol, Programmkoordinatorin TeamUp
Refugee children receive psychosocial support with TeamUp ot School through play- and movement activities with War Child

Während der Sessions werden mit Hilfe der angeleiteten Spiele unterschiedliche Themen behandelt.

Foto: War Child

TeamUp op school - jongens tijdens TeamUp-sessie - War Child Holland

Dabei gibt es Raum für Autonomie und Selbstbestimmung.

Foto: War Child

Durch TeamUp erleben die Kinder Anerkennung und Gemeinschaft, entdecken ihr Selbstbewusstsein, ihr Durchsetzungsvermögen und viele verschiedene Möglichkeiten, ihre Gefühle und Bedürfnisse kennenzulernen und auszudrücken. Dabei macht TeamUp in der gemeinsamen Zeit der Kinder in den Unterkünften nur einen kleinen Teil aus. Doch TeamUp begleitet, nimmt die Dynamiken der Kinder untereinander auf und kann positiv darauf einwirken. Dieses Einwirken erfolgt immer auf Augenhöhe, mit Verständnis und mit viel Reflexion der Moderator:innen.

“Es ist super zu sehen, wie viel TeamUp den Kindern geben kann. Zum Beispiel, wenn eine ihrer Leistungen von uns positiv wahrgenommen wird. Sie zu bestärken, sie zu sehen – das macht so viel aus."
Till Schuster, Programmkoordinator TeamUp

Wie kann ich War Child dabei unterstützen?

Mit Ihrer Spende können sie uns dabei helfen, mehr Kinder in ihrer Autonomie und ihrer Selbstbestimmung zu fördern und dafür sorgen, dass sie in einem gesicherten Rahmen, ihre Erfahrungen verarbeiten können. Mit Ihnen gemeinsam können wir die Kindern, die in ihrem leben schon so viel erlebt haben, dabei unterstützen, einfach wieder Kind zu sein und ihre Zukunft selbstwirksam zu gestalten.