Trauma-Symptome der Kinder im Gazastreifen: Das tut War Child

6. November 2023

War Child Deutschland

STOP_DEOORLOGINZIJNHOOFD_1920x1080
Im Moment erhalten wir viele Anfragen zur erschütternden Situation der Kinder im Gazastreifen. Auch wir hören jeden Tag bewegende Geschichten von unsere Kolleg*innen vor Ort und sind angesichts der Bilder, die um die Welt gehen, schockiert und voller Sorge. Die Gewalt hinterlässt tiefe psychische Spuren bei den Kindern. Wir möchten erklären, was genau das bedeutet und was War Child tun kann.

Was erleben die Kinder im Gazastreifen?

Die anhaltenden Bombardierungen und die nicht enden wollende Gewalt stellen das Leben der Kinder völlig auf den Kopf. Eine Millionen Kinder wachsen dort gegenwärtig in Angst, Panik und Stress auf. Sie sind gezwungen, die volle Last der brutalen Gewalt des Krieges mitzutragen. Die Kinder haben Verwandte und Freund*innen verloren, sie haben ihr Zuhause in Trümmern gesehen. Aktuell fehlt es ihnen an jeder notwendigen Struktur in ihrem Leben. Für das Wohlbefinden und die Entwicklung eines Kindes kann das alles katastrophale Folgen haben.

Was brauchen die Kinder?

Neben Nahrungsmitteln und Medikamenten brauchen die Kinder dringend psychosoziale Erste Hilfemaßnahmen, um dieses Chaos zu bewältigen. Sie müssen die Möglichkeit bekommen, wieder unter Gleichaltrigen sein, um gemeinsam zu spielen, zu malen oder sich bewegen zu können und Sport zu machen. In dieser Gemeinsamkeit kann ihr Leben für gewisse Momente wieder ein bisschen Normalität annehmen. Kinder sind widerstandsfähig und stark, aber sie brauchen einen sicheren Ort in all der Unsicherheit, die sie umgibt. Das gilt sowohl für die körperlichen als auch seelischen Bedürfnisse der Kinder. Sie müssen lernen, mit Verlusten umzugehen. In diesen Zeiten sind verlässliche Personen für sie besonders, die sich um sie kümmern. Idealerweise Familienmitglieder und geliebte Menschen.

Wann spricht man von einem Trauma?

Wir verwenden in unserer Arbeit den Begriff "traumatische Erfahrung". Das bedeutet, dass die Erfahrung der Kinder – die Gewalt und der Krieg – eine Erfahrung von lebensbedrohlicher Art ist. So eine traumatische Erfahrung hat einen großen Einfluss auf das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern. Sie kann sich auf unterschiedliche Weise in einem Kind bemerkbar machen. Wenn der Stress schwer und lang anhaltend ist, kann ein Kind eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln.

Was passiert mit Kindern, die traumatische Erlebnisse haben oder unter PTBS-Symptomen leiden?

Überall auf der Welt – vom Gazastreifen über Israel, die Ukraine bis zum Südsudan – sehen wir dieselbe Art von Verhalten, das sich bei Kindern in Krieg und Gewalt äußert.

  • Viele Kinder durchleben traumatische Erlebnisse immer wieder und vermeiden infolgedessen Gedanken und Gefühle, die diese Erlebnisse auslösen können.
  • Darüber hinaus entwickeln die Kinder negative Gedanken und ihre Gefühle sind oftmals abgestumpft oder sie können diese nur gedämpft wahrnehmen. Dadurch sind die Kinder weniger mit sich selbst und ihrer Umwelt verbunden.
  • Des Weiteren treten häufig körperliche Beschwerden auf. Dazu gehören Erbrechen, Kopfschmerzen und (wiederaufkommendes) Ins-Bett-Machen.
  • Wir beobachten zudem, dass einige der Kinder hyperaktiv werden. Das äußert sich zum Beispiel in Schlaf- und Konzentrationsproblemen oder Wutausbrüchen.

Was kann War Child jetzt tun, um diesen Kindern zu helfen?

Die Chaos und die weiteren Auswirkungen eines Krieges sind für Kinder extrem belastend. Nicht alle Kinder, die traumatischen Erfahrungen ausgesetzt sind, entwickeln ein psychisches Trauma, Depressionen oder psychiatrische Störungen.

Aber damit möglichst viele von ihnen, keine langfristigen Folge davontragen, müssen sie so schnell wie möglich psychologische Hilfe erhalten.
Deshalb bieten wir psychosoziale Erste Hilfe in Notsituationen an. Wir unterstützen die Kinder dabei zu lernen, sich selbst und ihrer Umwelt wieder zu vertrauen und stärken ihre sozialen Kompetenzen. Durch die Teilnahme an kreativen Aktivitäten können die Kinder ihren belastenden Erfahrungen einen Platz geben. Wir evaluieren und entwickeln unsere Programme ständig weiter, um die Kinder langfristig bestmöglich unterstützen zu können. Obwohl es keine einfache Lösung gibt, wissen wir, dass die meisten Kinder mit der richtigen Unterstützung diese Erfahrungen überwinden können. Jetzt und auf lange Sicht.